Im Interview mit unserem Imker

18.04.2023 | Nachhaltigkeit

HELLMA: Wie lange arbeiten Sie schon als Imker?

Imker: Das ist jetzt das 5. Jahr, in dem ich Bienenstöcke habe.

HELLMA: Aktuell haben Sie 4 Stöcke, richtig?

Imker: Ja genau, durch Ihre Unterstützung bekomme ich den fünften Bienenstock. Angefangen habe ich mit einem, das war jedoch ein großer Fehler.

HELLMA: Wieso war das ein Fehler?

Bienen im März

Imker: Im Laufe des Bienenjahr gibt es immer wieder Dinge, die passieren das Volk bedrohen können. Zum Beispiel fliegt eine Königin aus dem Bienenstock, um sich begatten zu lassen. Wird sie von einem Vogel gefressen und geht das Volk kaputt, eben weil es keine Königin mehr hat. Wenn man mehrere Völker hat kann man sicher der Imke behelfen: Ein Volk kann sich selbst eine Königin nachziehen, aber nur aus ganz frischer Brut. Die Brut wird mit entsprechenden Königinnenfutter, das aufbereitet wird, anders gefüttert und durch das Futter wächst eine Königin heran. Die überlebt dann auch 3-5 Jahre, im Gegensatz zu einer Biene, die nur 30 – 40 Tage lebt. Das erste was eine Königin macht, wenn sie schlüpft, ist, dass sie schaut, ob andere Königinnenzellen da sind. Ein Volk legt immer mehrere Königinnenzellen. Sollte das der Fall sind, bringt die neu geschlüpfte Königin alle anderen um, so dass nur noch eine Königin da ist. Wenn die neue Königin gefressen wird, ist das Volk quasi tot. Und das ist mit meinem ersten Volk passiert. Heute brauche ich bei dem Fall nur frische Brut aus einem anderen Volk nehmen, umsetzen und dann ziehen sich die Bienen wieder eine Königin. Das passiert immer mal wieder.

HELLMA: Was fasziniert Sie an der Imkerei?

Imker: Ich bin naturverbunden und habe in meinem Garten auch sehr viele Obstbäume. Einerseits möchte ich einen Obstbaumertrag haben und andererseits überleben Bienen ohne Imker nicht. Wenn eine Biene schwärmt und vom Imker nicht eingefangen wird, sondern ein eigenes Nest baut, dann überlebt das Volk höchstens eineinhalb Jahre. Durch die Varroamilbe gehen die Bienen kaputt.

HELLMA: Was ist die Varroamilbe?

Imker: Varroa ist das was die Bienen bedroht bzw. umbringt. Die erste Varroaabwehr, die man im Jahr macht, ist, dass man Drohnen entnimmt. ES gibt zwei verschiedene Waben. Die ganz normalen Waben, wie man sie kennt und auch überall sieht. Das sind die Waben, in denen der Honig ist, Pollen eingelagert werden oder die Arbeiterbiene herangezüchtet wird. Drohnen hingehen haben eine größere Wabe und als Imker setzt man ab April leere Rahmen ein. Im April wollen die Bienen bereits bauen und legen Waben für Drohnen an. Wenn bei den anderen Rahmen überall bereits was drauf ist und ein leerer Rahmen eingesetzt wird, dann bauen die Bienen Drohnenwaben. Die Varroamilbe ernährt sich von den Larven und da die Drohnenlarven fetter sind, werde die von der Milbe bevorzugt. Der Imker macht dann folgendes: Er schaut, wie weit die Drohnen sind und wenn die Larve soweit ist, dass sie schlüpfen kann, wird Wachs oben drüber getan. Dann entnimmt der Imker die Drohnen. Durch die Arbeitsschritte werden die Drohnenlarven getötet, aber die Varroamilbe wird ebenfalls vernichtet. Damit ist sichergestellt, dass das Volk bis zur Honigernte überlebt, ohne durch die Varroa einzugehen. Nach der Honigernte geht man mit chemischen Mitteln ran. Von Juli bis August gibt es Varroa Behandlungen. Im Januar darf Varroa nicht behandelt werden, sonst würden Rückstände in den Honig kommen.

HELLMA: Wie war das früher, als die Imkerei noch nicht verbreitet war, wie haben die Bienen damals überlebt? In Bezug auf die Varroamilbe?

Imker: Das war kein Problem. Die Varroamilbe kommt aus Asien und es gibt sie bei uns erst seit ca. 20 Jahren. Die Milbe wurde die Globalisierung importiert. Die ganzen Imker auf der Welt versuchen varroaresistente Völker zu ziehen, aber bisher ist das noch nicht gelungen.

HELLMA: Sammeln alle Bienen Honig?

Imker: Es gibt Männchen und Weibchen. Die Weibchen sind die Arbeiterbienen und die tragen Honig ein, sammeln diesen. Die Drohnen, das sind die männlichen Bienen, sind etwas dicker und gibt es ab Mai. Sie sind faul und machen gar nichts außer dass sie darauf warten, die Königin zu begatten. Drohnen haben Treffpunkte, an denen sie sich treffen, wie an einem Jungesellentreff und dort warten sie auf die Königin. Es konnte noch nicht erforscht werden, wie sie diese Orte entdecken oder warum sie sich dort treffen.

HELLMA: Sind Hummeln eine Bienenart und produzieren auch Honig?

Imker: Hummeln sammeln Honig, allerdings nur für ihren Eigenbedarf. Hummeln leben ganz anders als Bienen. Sie haben in dem Sinne kein Volk, zumindest nicht im Winter. Eine Hummel überlebt als Königin alleine oder zu zweit. Da ist es genauso wie bei einer Bienenkönigin: Die lebt mehrere Jahre, sammelt Honig und baut auch ein Nest. Sie zieht auch neue Hummeln nach, aber diese Hummeln sterben im Herbst und es überlebt nur die Königin.

HELLMA: Warum entnimmt der Imker den Honig und lässt ihn nicht – ganz natürlich – den Bienen? Wäre dies für die Bienen nicht zum Vorteil?

Imker: Ja sicher, die Bienen würden natürlich mit dem Honig besser klarkommen, als mit dem Zuckerwasser, dass sie kriegen. Aber der Imker möchte was von seiner Arbeit haben und im bestenfalls verkauft er den Honig. Man muss jedoch auch bedenken: Wenn der Imker den Bienen den Honig lässt und sich um den Stock nicht kümmert, gehen die Bienen an der Varroamilbe kaputt.